Hörer im Ohr

Über RIC-Hörgeräte und ihre Vorteile
Bertolt Brechts Ohr

Im aktuellen Beitrag geht es mal wieder um Hörgeräte, und zwar um RIC-Hörgeräte. Die gibt es erst seit ein paar Jahren und sie sind ein Trend. Also erklärt die Hörgräte hier, was man unter RIC-Hörgeräten versteht und welche Vorteile sie haben.

RIC- und andere Hörgeräte

In einem früheren Hör-Technik-Beitrag hatte ich bereits geschrieben, dass es zwei Arten von Hörgeräten gibt – nämlich solche, die hinter dem Ohr getragen werden, und solche, bei denen die Technik komplett im Gehörgang sitzt. Die ersten heißen Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (bzw. HdO), die anderen Im-Ohr-Hörgeräte (bzw. IdO oder IO). Rein äußerlich kann man RIC-Hörgeräte der ersten Gruppe zuordnen. Auch hier sitzt ein kleines Gehäuse hinter der Ohrmuschel und vom Gehäuse führt ein sehr dünnes Dings ins Ohr.

Grundsätzlich arbeiten alle Hörgeräte auf die gleiche Weise. Der Schall kommt in Wellen an dein Ohr. Die Geräte nehmen den Schall auf und verstärken und bearbeiten ihn – und zwar genau so, wie es für dein Ohr passt (bzw. wie die Geräte für dich eingestellt wurden). Danach gelangt der Schall bis zu deinem Trommelfell. Und von dort geht es weiter über das Mittelohr bis ins Innenohr – so, wie das auch dann passiert, wenn man keine Hörtechnik braucht.

Um den Schall aufzunehmen, haben Hörgeräte winzige Mikrofone. Und um ihn abzugeben, haben sie einen Hörer bzw. Lautsprecher. Auch der ist winzig.

Das Besondere der RIC-Hörgeräte

Der entscheidende Unterschied zu den HdOs ist, dass bei den RIC-Hörgeräten nicht die gesamte Technik im Gehäuse hinter der Ohrmuschel sitzt. Der Hörer bzw. Lautsprecher wurde aus dem Gehäuse raus genommen. Und er sitzt stattdessen im Gehörgang, sehr dicht beim Trommelfell. Die Abkürzung RIC steht für Receiver in Channel oder deutsch: Lautsprecher im Gehörgang. Deshalb ist das dünne Dings, das vom Gehäuse in den Gehörgang führt, auch kein Schlauch, durch den einfach nur der Schall geht, sondern ein Kabel. Das verbindet den Hörer mit dem Rest der Technik.

Ohren-Schachteln

RIC-Hörgeräte werden manchmal auch noch Geräte mit externem Hörer oder Ex-Hörer-Geräte genannt. Bis vor wenigen Jahren trugen die meisten Leute klassische Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte. Doch inzwischen haben die RIC-Modelle diesen den Rang abgelaufen. 2017 wurden in Deutschland erstmals mehr RIC- als klassische HdO-Geräte verkauft. Das liegt daran, dass RIC gleich mehrere Vorteile bringt.

RIC-Hörgeräte: Plus beim Hör-Erlebnis

Zum einen hört man noch mehr so, wie mit natürlichem Gehör hört. Wobei natürlich… Zu sagen, dass man mit Technik natürlich hört, ist so eine Sache. Das natürliche Ohr ist großartig. Moderne Technik ist auch großartig, bleibt aber Technik, die sich dem Ideal der Natur zwar immer weiter annähert, es aber vermutlich nie ganz erreichen kann.

altes Ohrmodell

Mit den RIC-Hörgeräten geht es da wieder einen Schritt weiter. Denn weil der Weg vom Hörer zum Trommelfell deutlich kürzer ist, wird auch das Hör-Erlebnis besser. Vor allem hohe Töne werden gut verstärkt. Man hört z. B. Geigen und Vogelstimmen besser, aber auch Sprache. Ebenso kann man in lauten Umgebungen besser verstehen. Auch die eigene Stimme klingt natürlicher. Außerdem sind die Geräte noch besser als andere gegen das sogenannte Rückkopplungspfeifen gewappnet. (Ich hatte aber schon geschrieben, dass das auch sonst eher selten vorkommt, wenn die Geräte richtig sitzen.)

Weitere Vorteile der RIC-Hörgeräte

Ein weiterer Vorteil für viele Hörgeräte-Träger ist, dass RIC-Hörgeräte besonders klein sind. Da bei diesen ein Teil der Technik ins Ohr ausgelagert wird, kann man die Gehäuse noch kleiner bauen, als sie es ohnehin schon sind. Das, was dann noch hinter der Ohrmuschel ist, sieht man mehr oder weniger gar nicht mehr. Und auch das Kabel ist noch etwas unauffälliger als ein dünner Schallschlauch (der auch schon sehr unauffällig ist).

Zudem sitzen die Geräte sehr bequem und ihre Handhabung ist einfach. Man setzt sie sich hinters Ohr. Dann schiebt man das Kabel und den Hörer mit Daumen und Zeigefinger in den Gehörgang. Der Hörer muss so tief rein, dass das Kabel eng am Kopf anliegt.

Noch ein Vorteil: RIC-Hörgeräte machen es ihren Träger*innen besonders einfach, sich an das Hören mit Technik zu gewöhnen. Der Hörakustiker kann alles sehr gut passend machen. Deshalb sind RIC-Geräte gerade für diejenigen geeignet, die sich zum ersten Mal Hörgeräte anschaffen.

Picasso-Ohr

Damit jeder sich das RIC-Hörgerät aussuchen kann, dass am besten zum eigenen Gehör und zu den eigenen Vorlieben passt, gibt es viel Auswahl. Die Geräte sind für nahezu jeden Grad von Schwerhörigkeit geeignet. Es gibt sie in vielen Farben – von dezent bis knallbunt. Alle bekannten Hersteller bieten welche. Man bekommt sie in nahezu jeder Preisklasse. Und man kann sich entscheiden, ob man welche mit Akku- oder mit Batteriebetrieb will. Mit dem Fernseher oder dem Smartphone lassen sich die meisten dieser Geräte natürlich auch koppeln.

PS 1: Die Fotos zum Beitrag über RIC-Hörgeräte zeigen: ein altes Ohr-Modell, ein Ohr von Bertolt Brecht, Ohren in hübschen kleinen Schachteln und ein Ohr, das Picasso gemalt hat.

PS 2: Wenn man ein RIC-Hörgerät im Ohr hat, sieht man davon sowieso nicht mehr viel. Wenn du trotzdem wissen willst, wie so ein RIC-Hörgerät aussieht: bitte einfach googeln. Wir verzichten hier nämlich bewusst auf die Nennung sowie auf Abbildungen aktueller Produkte.


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